Krebsreport 2023: Fortschritte in der Versorgung und Mensch im Fokus

Anlässlich des Weltkrebstags präsentierten die Österreichische Krebshilfe und der Österreichische Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO) gemeinsam den diesjährigen Krebsreport. 

Der Krebsreport 2023 brachte einige gute Nachrichten und Bilanzen für Betroffene, Angehörige und Forschung, mit sich, beinhaltet aber auch neue Forderungen.

Fortschritte in der Versorgung von Krebspatient:innen

Dank intensiver Forschung konnte bei bestimmten Tumorarten laut Expert:innen eine signifikante Reduktion des Sterberisikos erzielt werden. Die Autor:innen erwähnen aber gleichzeitig, dass 50 % aller Todesfälle mit Ursache Krebs mit (noch besserer) Vorsorge vermeidbar gewesen wären. Umso wichtiger ist es, dass weiterhin geforscht wird, um die Lebenserwartung zu weiter zu erhöhen.

Immer der Mensch im Fokus

Auch dieses Jahr bietet der österreichische Krebsreport einen umfassenden Überblick über epidemiologische Daten sowie Fortschritte in der Früherkennung, Forschung und Versorgung von Menschen mit Krebs. Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Präsident der OeGHO erklärt den Prozess der Datenerfassung und Auswertung: „Wir haben Daten erhoben, den wissenschaftlichen Output gescreent, Innovationen in Diagnose sowie Therapie aufgenommen und die Strukturen analysiert.“ – und betont: „In der Bewertung der Entwicklung war jedoch immer der Mensch die Messlatte. Denn letztlich steht aus unserer Sicht nicht die Krebserkrankung im Fokus, sondern der Mensch, der an Krebs erkrankt ist“.

Lebenserwartung maßgeblich gestiegen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit immer größerem Output geforscht wird – auch heimische Forscher:innen sind daran maßgeblich beteiligt. Außerdem lässt sich feststellen, dass Innovationen bei den Patient:innen ankommen. Beispielsweise hatten Patient:innen mit einem gastrointestinalen Stromatumor vor 20 Jahren noch eine Lebenserwartung von unter 12 Monaten, heute haben sie mit einer täglichen Tabletteneinnahme eine fast normale Lebenserwartung. Bei bestimmten Krebsarten konnte eine signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens festgestellt werden: etwa bei Brust-, Prostata-, Schilddrüsen- und Hodenkrebs. Leider sind Patient:innen mit Lungen-, Speiseröhren-, Leber- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs noch immer mit einer schlechten Prognose konfrontiert. Bei diesen Indikationen beträgt das kumulierte relative Überleben drei Jahre nach Diagnosestellung zwischen 30,2 % und 15,6 %.

Gezielte Krebsvorsorge und Früherkennung

Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe betonte: „Auch wenn das nicht neu ist, kann man die Wichtigkeit dessen nicht oft genug unterstreichen. Denn 50 % aller Krebs-Todesfälle in Europa könnten vermieden werden, wenn zwölf Empfehlungen des Europäischen Kodex gegen Krebs eingehalten werden würden.“ 

Doch wie gelingt die Krebsvorsorge? Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung zur Vermeidung von starkem Übergewicht, Impfungen gegen HPV und Hepatitis B, Vermeidung von Nikotin- und (übermäßigem) Alkoholkonsum sowie Teilnahme an den empfohlenen Früherkennungs-Untersuchungen – insbesondere gegen Brustkrebs, Dickdarmkrebs und Gebärmutterhalskrebs, sind laut Sevelda die wesentlichen Faktoren. 

Neue Empfehlungen und die HPV-Impfung

Es gibt eine geänderte Empfehlung zur Darmkrebsvorsorge: „Das Nationale Screening Komitee rät auf Basis der Evidenz zu Untersuchungen ab 45, und nicht wie bisher ab 50 – entweder mit Koloskopie oder mit dem Immunologischem Blutstuhltest (FIT)“, sagt Sevelda. Die Krebsvorsorge sollte bereits in jungen Jahren beginnen – die HPV-Impfung, die seit Februar 2023 allen Kindern und Jugendlichen vom vollendeten 9. Lebensjahr bis zum vollendeten 21. Lebensjahr kostenlos zur Verfügung steht und auch den Grundwehrdienern angeboten wird, ist eine wichtige Maßnahme.

Starke Verbesserungen aufgrund von Innovationen

Viele Innovationen haben in letzter Zeit zu deutlichen Verbesserung in der Krebstherapie geführt – unter anderem gibt es gute Nachrichten für Tumorpatient:innen: Eine tumorspezifische Bildgebung wie das sogenannte PSMA-PET-CT beim Prostatakrebs erlaubt etwa, dass Ausbreitungsstadium der Erkrankung exakter denn je zu erkennen und dadurch Über- bzw. Untertherapie zu verhindern. Hinzu kommt die verbesserte Untersuchung des Tumorgewebes.

Über 130 neue Krebs-Medikamente wurden in den letzten fünf Jahren von der EMA registriert. Für Onokolg:innen ist bedeutsam, den Nutzen eines Medikamentes in den ersten zwei Jahren nach Zulassung für die einzelnen Patient:innen zu bewerten – was oft gar nicht so einfach ist. Deshalb ist das Bewertungssystem der ESMO unverzichtbar geworden. Ein Drittel der Österreicher:innen kann auf Basis der ärztlichen Informationen nachweislich keine Entscheidung zu ihrer Erkrankung treffen kann, umso wichtiger ist daher die patient:innenzentrierte Kommunikation.

Fortschritte brauchen Förderung

Österreichische Forscher:innen legen beeindruckend viele Publikationen vor: Inzwischen erscheinen jeden Tag zwei Publikationen aus Österreich, die zum Fortschritt in der Onkologie beitragen. Bei allen Erfolgen muss man aber kritisch anmerken, dass Rahmenbedingungen für akademisch-klinische Forschung, beispielweise Investigator-initiated trials oder real world data, in Österreich nicht ausreichend vorhanden sind – hier besteht klar Nachholbedarf.

Diese Erfolge in allen Bereichen – von der Forschung über die Vorsorge bis hin zur Behandlung – kommen aber nicht von selbst“, betont Wolfgang Hilbe.  Wolfgang Hilbe fordert eine Kultur, die sich der Innovation öffnet und Expert:innen, die den Wert der Innovation einstufen und zu den Patient:innen bringen können sowie ein Gesundheitssystem, das der Innovation auch den finanziellen Rahmen gibt, der notwendig ist.

Quellen:
www.krebsreport.at
Presseaussendung zum Krebsreport

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