Studie belegt den Nutzen von Ballaststoffen und Vollkorn

Eine neue, von der WHO beauftragte Untersuchung zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Ballaststoffen bzw. Vollkorn und einer Reduktion der Gesamtsterblichkeit, der Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dem Auftreten einer koronaren Herzkrankheit, eines Schlaganfalls, eines Typ-2-Diabetes oder eines Darmkrebses.

Kohlenhydrate in der Nahrung stellen, chemisch gesehen, eine große Gruppe von unterschiedlichen Molekülen dar. Das Spektrum reicht von einfachen Zuckern bis zu hochkomplexen Molekülen wie Stärke und Ballaststoffe. Weltweit sind sie in den meisten Gesellschaften die hauptsächliche Energiequelle in der Ernährung. Eine Ursache für den hohen Kohlenhydratverzehr liegt darin, dass sie als Kompensation für den Verzicht auf Fett in die Ernährung integriert werden.

Die Bedeutung von Kohlenhydraten für die menschliche Gesundheit wird aber immer noch häufig unterschätzt. Beispielhaft sind hier die negativen Auswirkungen von Haushaltszucker (Saccharose) auf die Zahngesundheit oder der Einfluss von Zucker-gesüßten Getränken auf die Entwicklung von Übergewicht und Fettleibigkeit. Relativ wenig Aufmerksamkeit wurde bislang auf den Zusammenhang zwischen anderen Arten von Kohlenhydraten und gesundheitlichen Folgeerscheinungen gelegt. Diese Lücke wurde nun durch eine von der WHO in Auftrag gegebene Studie geschlossen.

Eine Gruppe von Forschern rund um Andrew Reynolds wertete die Daten von 243 Studien (rund 135 Millionen Personenjahre) aus. Die Ergebnisse zeigten eine 15- bis 30%ige Reduktion der Gesamtsterblichkeit, der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dem Auftreten einer koronaren Herzkrankheit, eines Schlaganfalls, eines Typ-2-Diabetes oder eines Darmkrebses (Kolorektalkarzinom), wenn Personen mit der höchsten Aufnahme von Ballaststoffen mit Personen mit dem geringsten Verzehr an Ballaststoffen verglichen wurden. Parallel dazu war der hohe Konsum an Ballaststoffen mit einem geringeren Körpergewicht, niedrigerem systolischen Blutdruck und geringerem Gesamtcholesterinspiegel vergesellschaftet.

Ähnliche Resultate zeigte der Vergleich von hohem mit niedrigem Verzehr an Vollkorn. Die Auswirkungen von hohem gegenüber niedrigem glykämischen Index (Maß, wie schnell Kohlenhydrate nach dem Essen ins Blut übergehen) zeigte weniger klare Ergebnisse. Die stärkste Risikoreduktion wurde bei einer Ballaststoffaufnahme von 25 bis 29 g pro Tag gefunden, wobei die Dosis-Wirkungs-Beziehung noch bessere Effekte bei noch höherer Aufnahme nahelegt.

Die klare Beziehung zwischen aufgenommener Menge an Ballaststoffen bzw. Vollkorn mit dem geringeren Auftreten der erwähnten Erkrankungen spricht zudem dafür, dass es sich tatsächlich um einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Verzehr dieser komplexen Kohlenhydrate und einer Verbesserung der Gesundheit handelt. Diese Ergebnisse unterstützen deutlich die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die für Erwachsene eine Ballaststoffaufnahme von mindestens 30 g pro Tag vorsehen.

Bericht: Dr. med. Christian Tatschl

Quelle:
1. Chambers ES, Byrne CS, Frost G. Carbohydrate and human health: is it all about quality? Lancet. 2019; 393:384-38
2. Reynolds A, Mann J, Cummings J, Winter N, Mete E, Te Morenga L. Carbohydrate quality and human health: a series of systematic reviews and meta-analyses. Lancet. 2019; 393:434-445
3. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/kohlenhydrate-ballaststoffe/. Abgerufen am 14.6.2019

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