Folge 26: Warum es auch im Jahr 2021 noch immer so wichtig ist, über Sex und Verhütung zu sprechen, erklärt Cornelia Lindner in dieser Sendung. Sie arbeitet als Sexualpädagogin und Sozialarbeiterin mit Jugendlichen und hat dabei die Erfahrung gemacht, dass viele Fragen rund um Verhütung und Sex unbeantwortet bleiben. Doch auch bei Erwachsenen gibt es Informationsbedarf. Denn nur weil man mit 16 die Pille verschrieben bekommen hat, heißt das nicht, dass man sie ein Leben lang einnimmt.
Rund um die Themen Sexualität und Verhütung gibt es leider immer noch viele Wissenslücken, weiß Cornelia Lindner. „Kondom und Pille kennen die meisten. Wie es genau angewendet wird, wissen nicht alle. Und wenn es dann darum geht: was gibt es noch und wie wähle ich das jetzt aus? Was macht die Pille vielleicht auch mit dem eigenen Körper? Da ist es für viele Jugendliche nicht so einfach,“ erklärt die Sexualpädagogin und Sozialarbeiterin. Daher würde sie sich in den Schulen allgemein mehr Sexualpädagogen wünschen.
Verhütung ist jedoch nicht nur bei Jugendlichen ein Thema. Auch Erwachsene bleiben mit neuesten Informationen oft auf der Strecke: „Nur weil ich mit 16 die Pille verschrieben bekommen habe, heißt das nicht, dass ich sie mein Leben nehmen muss,“ so Cornelia Lindner. Nach wie vor scheint Verhütung eher Frauensache zu sein. „Ich habe das Gefühl, dass das so ganz normal ist: Die Person mit Uterus kümmert sich eh d’rum – und fertig. Ich glaube, da braucht es auch einfach mehr Wissen darüber, und auch mehr Empowerment von Männern.“

Weiteres Thema der Sendung: Hormonfreie Verhütung
Das gängigste hormonelle Verhütungsmittel ist die Pille. Dem gegenüber stehen verschiedene Modelle der Spirale. Sie kann für mehrere Jahre im Körper bleiben – egal ob hormonfrei oder hormonell. Der Trend zeigt jedoch: Immer mehr Frauen entscheiden sich für hormonfreie Verhütungsmethoden. Haben 2012 noch 60 Prozent der Österreicherinnen hormonell verhütet, sind es 2019 nur noch 48 Prozent gewesen*.
„Der Vorteil der hormonfreien Verhütung ist, dass erstens einmal Frau sich selber spürt, und zweitens einmal die unangenehmen Nebenwirkungen, wie zum Beispiel immer wieder kehrende Pilzinfektionen in der Scheide, hinten angehalten werden und Frau sich dann eindeutig wohler fühlt,“ erklärt Gynäkologe Friedrich Gill.
Als hormonfreie Methode ist beispielsweise die Kupferspirale schon länger bekannt. Da bei dieser Spirale der Verhütungsfaden sehr zart ist, ist sie vor allem für junge Frauen gut geeignet. Die neueste hormonfreie Verhütungsmethode in diese Richtung ist der Kupferperlenball, der sich an die Gebärmutterhöhle anschiebt.
Doch was für wen die richtige Verhütungsmethode ist, ist sehr individuell. Wichtig ist, dass Frauen lernen, auf ihren Körper zu hören und die Verhütungsmethode daran anpassen, nicht umgekehrt. „Man muss unterscheiden, für welche Verhütungsform welche Frau geeignet ist,“ so Friedrich Gill. „Meine erste Frage ist immer: Womit können Sie sich identifizieren? Das heißt, es hat gar keinen Sinn, eine Frau in eine Schiene pressen zu wollen.“
*Quelle: Verhütungsreport 2019
Mehr zu dem Thema siehe auch: Dr. Volker Korbei über seine Erfahrungen mit der Goldspirale